Als Fan der Reihe war bei mir die Neugier so groß, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben ein Spiel vorbestellt habe. Okay, das Risiko ist relativ gering gewesen schließlich ist zu dem Zeitpunkt das Testembargo bereits abgelaufen gewesen und die ersten Kritiken deuteten bereits darauf hin, dass, zumindest wertungstechnisch, der neue God of War – Teil den Vorgängern in nichts nachstehen würde. Aber trotzdem war ich sehr gespannt den erstens habe ich erst kürzlich meinen absoluten Lieblingsteil God of War 3 noch einmal als Remake auf der PS4 durchgespielt und zweitens handelt es sich bei God of War quasi um einen Neuanfang mit einigen Änderungen. Aber beginnen wir erst einmal von vorne… .
God of War – Kratos Premiere auf der Playstation 2
Bereits das erste God of War und God of War 2 (die beide damals noch auf der Playstation 2 erschienen sind) haben bei mir, und auch Millionen anderen Spielern, einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Gerade für damalige (technische) Verhältnisse ist die Präsentation bombastisch
gewesen, die Spielbarkeit über jeden Zweifel erhaben und das Setting sowie die Story einfach nur episch. Mit dem Protagonisten Kratos metzelte man sich durch die komplette griechische Mythologie auf der Suche nach Rache. Hierbei jagte ein Höhepunkt den nächsten und es wurde somit der Grundstein für die Revolutionierung des Actiongenres gelegt der dann, mit dem Erscheinen des dritten Teils, imposant untermauert wurde.
God of War auf der Playstation 3
Bereits in den ersten 10 Minuten wurde jedem klar, dass Sony mit dem God of War 3 die Vorgänger auf der Playstation 2 noch einmal toppen wird. Alleine der bombastische Einstieg ist für mich ein absoluter Meilenstein in der Videospielgeschichte. Kratos, der auf dem Rücken eines dem Olymp erklimmenden Titan gegen Neptun kämpft. Episch!
Auch bei God of War 3 reihte sich ein Highlight an das nächste und höchstens der finale Kampf gegen den Göttervater Zeus war, im Vergleich zu den vorherigen Bosskämpfen, dann leider doch nicht mehr so spektakulär (aber immer noch gut!). Das größte Problem von God of War 3 ist aber gewesen, dass die Serie hiermit ihren finalen Abschluss gefunden hatte. Kratos hatte seine Rache vollzogen und den kompletten Olymp niedergemetzelt bis buchstäblich nichts mehr übriggeblieben ist. Nach God of War 3 folgte zwar noch God of War Ascension, welches die Vorgeschichte von Kratos erzählte und, zwar immer noch gut war und positive Kritiken erhielt, leider jedoch nicht an die Vorgänger anknüpfen konnte.
Neuanfang mit neuem Setting – God of War statt God of War 4
Bereits vor einigen Jahren konnte man vereinzelt Gerüchte in Foren und auf Twitter wahrnehmen dass ein neues God of War Spiel in Entwicklung sei. Genauere Details wurden nicht bekannt, ausser dass es Kratos von der griechischen in die nordische Mythologie verschlagen werde. Es dauerte eine Weile, und die Gerüchte verstummten zwischendurch, bis Sony 2017 auf der E3 die Bombe platzen ließ: Es kommt ein neues God of War Spiel. Auf der Playstation 4 und angesiedelt in der nordischen Mythologie. Die Gerüchte hatten sich also bewahrheitet.
God of War – neues Setting, neue Story!
Ich habe God of War bereits letzten Monat durchgespielt, habe es allerdings erst jetzt geschafft den Blogbeitrag fertig zustellen. Ich möchte hier jetzt nicht den x-ten Test schreiben (davon ist das Internet voll davon) aber ich möchte zumindest auf ein paar, meiner Ansicht nach, wichtige Punkte eingehen warum God of War (bei mir!) nicht ganz die Endorphine freigesetzt hat wie die Vorgänger.
Wie bereits bekannt entführt God of War Kratos und den Spieler in die nordische Mythologie. Genauer gesagt nach Midgard. Kratos ist ein paar (?!) Jahre älter
geworden und lebt mit seinem Sohn Atreus und seiner Frau abgeschieden in einer kleinen Hütte. Das Spiel beginnt damit dass Kratos Frau kürzlich verstorben ist und er gemeinsam mit seinem Sohn Vorbereitungen trifft um die Asche seiner Liebsten auf den höchsten Berg in Midgard zu verstreuen.
Soweit scheint es also als würde es keine direkte Beziehung zu dem Ende von God of War 3 geben. Das neue God of War erhält neben einem neuen Setting auch eine neue Story die losgelöst von der (auserzählten) Vorgeschichte ist.
Schulterblick – Neue Kameraperspektive
Im Vorweg sorgte die neue Kameraperspektive von God of War für viel Wirbel. Diese ist nun nicht mehr, wie in den anderen Teilen, starr, sondern befindet sich direkt hinter Kratos und lässt sich dort frei bewegen. Das hat zur Folge dass zum einen die Übersicht darunter leidet und es leider auch keine bombastischen Kamerafahrten mehr gibt die das Größenverhältnis von Kratos zu seiner Umgebung demonstriert.
Auch in den Kämpfen muss man sich zunächst daran gewöhnen dass Gegner hinter einem lauern die nicht von der Kamera erfasst sind. Zu diesem Zweck gibt es eine Art „Warnsystem“ das in mehreren Stufen angibt inwieweit Gefahr droht (befindet sich einer Gegner nur hinter einem oder wird man auch direkt attackiert) oder aber auch Kratos Sohn Atreus der einem im Kampf darauf hinweist dass Gefahr droht. Im Laufe der Zeit gewöhnt man sich an diese Perspektive, als God of War Fan ist es allerdings doch in den ersten Stunden etwas gewöhnungsbedürftig bis man sich damit arrangiert hat. Gerade wenn man wie ich kürzlich noch einmal den dritten Teil gespielt hat.
Wie der Vater…
Eine weitere Neuerung des Spiels ist dass Kratos nicht mehr als Einzelkämpfer unterwegs ist. Die (fast) gesamte Zeit des Spiel steht ihm sein Sohn zur Seite und unterstütz ihn im Kampf. Atreus kann auf Befehl hin Pfeile auf ein gewähltes Ziel schiessen und lässt sich darüberhinaus über einen Skiltree mit Fähigkeiten ausrüsten. Aber noch ein anderer Aspekt von God of War wird mit Atreus verstärkt: Die Story.
Das gesamte Spiel über steht die Beziehung von Kratos zu seinem Sohn im Vordergrund. Atreus wird von Kratos streng erzogen und ahnt nicht, dass es sich bei seinem Vater um einen Kriegsgott mit einer blutigen Vergangenheit handelt. Das sorgt im Spiel immer mal wieder für Konflikte und längere Dialoge (wobei der Redeanteil hierbei deutlich auf der Seite von Atreus liegt). Ich kann verstehen, dass die Entwickler God of War hiermit eine tiefere und emotionalere Ebene hinzufügen wollten und die Vater-Sohn-Beziehung wird das ganze Spiel über auch gut erzählt und vorangetrieben. Allerdings passt dies (für mich) nicht 100% zu Kratos und seiner Vorgeschichte. Kratos ist für mich der „Bad Guy “ der, wenn er rot sieht, keine Rücksicht auf nichts und niemanden nimmt und ohne Kompromisse oder Verhandlungen einfach nur zerstört. Da ist für mich irgendwie kein Platz für einen Beschützerinstinkt oder ähnliches. Ich muss allerdings auch sagen, dass ich vielleicht auch etwas müde oder gelangweilt bin von solchen oder ähnlichen Beziehungsszenarien und z.B. auch The Last of Us mich (emotional) nicht so berührt hat, wie es dem allgemeinen Echo entsprochen hat.
Die Spielwelt – sehr viel Licht mit etwas Schatten
Ich habe God of War 4 auf der Playstation 4 Pro in 4K und mit aktiviertem HDR gespielt . Wie zu erwarten ist die Grafik einfach nur bombastisch. Vor allem das Artdesign muss ich hier hervorheben. Wenn man sich z.B die Verzierungen an Kratos Axt ansieht oder die Runen die rechts neben der Tür von Kratos Haus eingeschnitzt sind dann weiß man dass hier mit sehr viel Liebe zum Detail gearbeitet wurde. Die Spielwelt wirkt wie aus einem Guss und bietet an manchen Stellen optische Highlights die sich einem direkt ins Gamerherz brennen. Allerdings muss ich hier auch an manchen Stellen etwas Kritik üben (wenn auch auf einem hohen Niveau).
Da wäre z.B der Sammelwahn der für mich viel zu übertrieben integriert wurde. Überall glitzert und blinkt es und wenn man eine Truhe gefunden und geöffnet hat stolpert man quasi über die nächste Truhe. Da wäre weniger definitiv mehr gewesen. Auch habe ich das Gefühl gehabt, dass durch die Sammelarien die, ohnehin schon ordentliche Spielzeit, noch weiter verlängert werden soll.
Dann gibt es für mich einige Brüche in den Welten die für mich, gerade im Vergleich zu dem für mich immer noch besten Spiel der Serie, God of War 3 leider sehr unsauber und auch stellenweise einfach enttäuschend sind. Die Hauptwelt in der Kratos sich bewegt ist Midgard von der aus er, im weiteren Verlauf der Storyline, zu anderen Welten reisen kann. Leider erfüllen aber einige dieser Welten nicht die hohen spielerischen Ansprüche. Als Beispiel würde ich hier das Totenreich Hel nehmen mit dem groß angepriesenen Endgegner, der sich später als 08/15 Troll entpuppt von denen man im Laufe der Story bis zu dem Zeitpunkt mindestens bereits 5 erschlagen hat. Schade, den gerade mit Rückblick auf den Hades aus God of War 3 hatte ich mir hier ein ungemeines Potential erhofft was sich letztendlich aber leider als durchschnittliche Pflichtprüfung herausgestellt hat. Auch die „Reise ins Innere der Schlange“ war rückwirkend betrachtet leider eine Enttäuschung.
Das Gameplay
Eine der größten Neuerungen hatte ich ja bereits oben erwähnt: Die neue Kameraperspektive. Eine zweite Neuerung ist das Kratos in seinem neuesten Abenteuer nicht mehr springen kann. Dies ist nur noch an speziellen, dafür vorgesehen Stellen möglich und fühlt sich an wie auf Schienen. Das gleiche gilt für die Kletterpassagen in denen per eingeblendetem Symbol angezeigt wird wo sich der nächste sichere Halt befindet. Dadurch ist Spannung in diesen Sequenzen leider nicht existent da auch z.B. nicht mehr beim Klettern gekämpft wird. Ich schätze, dass in den vorherigen God of War Teilen ca. ein Drittel des jeweiligen Spiels aus Sprung- und Kletterpassagen bestand und finde es schade, dass diese nun so einfach der neuen Ausrichtung geopfert wurden. Für mich waren diese Abschnitte immer eine willkommene Abwechslung die sehr viel Spaß gemacht haben.
Natürlich wirkt sich diese Entscheidung auch auf das Kampfsystem aus. Kratos ist nun nicht mehr fähig eine Sprungattacke auszuführen was aber in diesem Falle weniger ins Gewicht fällt da der Verlust der Bodenhaftung Bestandteil mancher Kombobewegungen ist und dieses etwas aufwiegt.
Das Kampfsystem
Im neuen Teil schwingt Kratos nicht mehr die berüchtigten Chaosklingen, sondern hat nun eine Leviathanaxt zur Hand die aber nicht minder gefährlich ist. Diese lässt sich sogar auf Knopfdruck werfen und somit auch für das Lösen von manchen Rätseln verwenden. Die Leviathanaxt kann darüber hinaus erweitert werden. Z.B. über bestimmte Runen die man bei besiegten Gegnern oder in Truhen findet. Die Kämpfe sind dabei sehr brachial und man spürt förmlich die Wucht, wenn Kratos auf seinen Kontrahenten einschlägt. Dabei sind die Kämpfe noch einmal taktischer als in den vorherigen Teilen und es gibt auch kein klassisches Handlager-Kanonenfutter mehr das man mal einfach so im Vorbeigehen niedermäht. Man kann (und wird häufiger als einem lieb ist) also einfach von ganz normalen Standard-Gegnertypen ins Jenseits befördert werden was im Kontext etwas eigenartig ist, wenn man so in Erinnerung hat was und wen Kratos als God of War bisher aus dem Weg geräumt hat. Nach einiger Zeit gehen die Kämpfe auch flott von der Hand und God of War-Veteranen werden sich nach einiger Zeit sofort heimisch fühlen.Nicht zuletzt auch wegen Spartas Rache. Kratos Spezialfähigkeit die auf Knopfdruck ausgelöst wird wenn die entsprechende Leiste gefüllt ist.
Die Gegner
Bei den Gegnertypen von God of War 4 schöpft Sony aus dem Vollem was die nordische Mythologie so hergibt. Ob nun Trolle (in vielen verschiedenen
Varianten!), Drachen, Götter oder Valkyrien. Kratos Leviathanaxt bekommt im Laufe des Abenteuers einiges zu tun. Leider vermisst man aber, bis auf einige Ausnahmen, bildschirmfüllende Gegner wie man sie aus den Vorgängern kennt und bei fast jedem Erscheinen für ein episches Flair gesorgt haben. Schade, denn gerade die Dark Souls Reihe hat hier doch in jüngster Vergangenheit gezeigt wie es auch anders geht.
Fazit
God of War ist gut, sogar sehr gut. Allerdings ist der Hype für mich nur in Teilen nachzuvollziehen. Z.B. bei der technischen Umsetzung oder auch stellenweise in der Geschichte und der Erzählweise. Auf der anderen Seite wurden jedoch zu viele Elemente anderer großartiger Spielreihen übernommen. The Last of Us, the Witcher, Dark Souls… . Auch die Leviathanaxt hat mich in ihrer Rolle als Wurfgeschoss und Rätselhilfe stark an den Batarang aus den Batman Spielen erinnert. Sicherlich ist es nicht schlecht aus anderen starken Spielen gute Mechaniken zu übernehmen, allerdings fehlt mir ein wenig der Mut der Entwickler neue Wege zu gehen. Die Vater-Sohn-Geschichte ist sicherlich gut erzählt gab es so, oder so ähnlich, aber auch bereits in anderen Spielen und könnte dem einen oder anderen Fan der Serie auf Dauer etwas ermüden. Dennoch ist God of War das bisherige Actionhighlight 2018 und ein absoluter Plichtkauf für Besitzer einer Playstation 4. God of War Fans der ersten Stunde sollten sich aber damit abfinden das epische Kämpfe gegen überdimensionale Gegner deutlich weniger vertreten sind und dafür das Storytelling in den Vordergrund gerückt ist.
Wer das neue God of War mag sollte sich auch einmal folgende Spiele anschauen:
The last of Us
Düsteres Endzeitdrama von Sony in der neben dem gemeinsamen Überleben die Beziehung der Protagonisten Joel und Ellie im Vordergrund stehen.
The Witcher 3
Begleitet den Hexer Geralt auf seiner Reise durch atemberaubende Abenteuer. Großartige Atmosphäre gepaart mit einer langen Spieldauer und faszinierenden Kreaturen machen the Witcher 3 zu einem Must-have für jeden der nur ansatzweise etwas für Action-Rollenspiele übrig hat. Einige der Quests bleiben werden euch noch nachhaltig in Erinnerung bleiben.
Dark Souls 3
Atmosphärischen Rollenspiel mit einer melancholischen Stimmung. Bockschwer und mit einem innovativen Onlinepart der es erlaubt dass euch Spieler aus anderen Welten zur Seite springen oder durch die Silhouette ihres Ablebens vorwarnen. Suchtpotential!